Interkulturelle Öffnung in Mütter- und Familienzentren

Modellhafte Prozesse in Erding und Germering

Konzept

(v.l.n.r.): Nidia Bazan, Martha Schöfmann, Particia Gella, Martina Wiesemes (Mitarbeiterinnen im Mütterzentrum Erding)

Zur Vermittlung interkultureller Handlungskompetenzen mit dem Ziel der interkulturellen Öffnung der Einrichtung sind spezielle Bildungsmaßnahmen erforderlich, bei denen die Teilnehmenden ihren Umgang mit Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund, migrantischen Lebensrealitäten und sozialen Schichten reflektieren. Das heißt, migrantenspezifisches Hintergrundwissen sowie reflektierte Selbst- und Fremderfahrung sollen die Sensibilität für Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Einheimischen und Zuwanderer/innen erhöhen. Die Akteur/innen erweitern somit ihre Handlungskompetenz in interkulturellen Überschneidungssituationen in denen Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen aufeinander treffen und werden befähigt, ihre Arbeitspraxis und Arbeitskonzepte unter Einbeziehung interkultureller Aspekte auszurichten. Zusätzlich werden in den Seminaren Impulse für konkrete Veränderungen der Einrichtungen im Sinne einer Organisationsentwicklung gegeben, z.B. in Hinblick auf Angebote und Aktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit, Kontakte und Kooperation (mit Migrantenorganisationen), Gestaltung der Räumlichkeiten, pädagogisches Material etc.

Ziel ist es, die Lebensrealitäten der Migrant/innen in der Organisation widerzuspiegeln zur Erschließung neuer Wege, um Migrant/innen besser zu erreichen als Nutzer/innen wie auch als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und sie zur aktiven Mitgestaltung und kontinuierlichen Mitarbeit am Geschehen in den Zentren zu motivieren. Dies bedeutet, die Mitarbeiter/innen der Mütterzentren hinsichtlich interkultureller Kompetenz aus- und weiterzubilden durch interkulturelle Trainings. Ebenso sollen die bestehenden Strukturen der Mütterzentren hinsichtlich möglicher Ausschließungsmechanismen beleuchtet werden. Interkulturelle Öffnung verstanden als ein „bewusst gestalteter Prozess, der (selbst-)reflexive Lern- und Veränderungsprozesse von und zwischen Menschen, Lebensweisen und Organisationsformen ermöglicht, wodurch Zugangsbarrieren und Abgrenzungsmechanismen in den zu öffnenden Organisationen abgebaut werden und Anerkennung ermöglicht wird.“¹ Interkulturelle Öffnung bedeutet somit eine kontinuierliche Organisations- und Personalentwicklung.

Konzepte interkultureller Öffnung gibt es bisher hauptsächlich für Öffentliche Verwaltungen und für große Verbände, in denen die Zielgruppe Hauptamtliche sind. Die zentralen Akteure in den Mütterzentren sind jedoch Ehrenamtliche, die neben ihrer Arbeit, dem Engagement im Mütterzentrum und der Familie kaum zusätzliche zeitliche Ressourcen aufbringen können. Das Projektbüro gemeinsam engagiert hat zusammen mit Steffen Kircher, einem Experten für interkulturelle Öffnungsprozesse, und mit Unterstützung des Netzwerks der Mütter- und Familienzentren in Bayern ein Bildungskonzept entwickelt, das speziell auf die Rahmenbedingungen und den Arbeitsansatz der Mütterzentren ausgerichtet ist. Auch beim Umsetzungsprozess der Handlungsoptionen zwischen und nach den Workshops werden die beiden Mütter- und Familienzentren vom Projektbüro gemeinsam engagiert begleitet und unterstützt. Dazu finden – unabhängig voneinander in Erding und Germering – Arbeitstreffen statt, in denen aus den Impulsen aus den Workshops konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für die jeweilige Einrichtung entwickelt werden.

¹ Schröer, Hubertus (2007): Interkulturelle Öffnung. Statement für den Workshop des Gesprächskreises Migration und Integration der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Chancengleichheit in Betrieben und Verwaltungen – Empirische Befunde und strategische Optionen. Berlin, 23. April 2007, S. 2.